Risikofaktoren

Welche Risikofaktoren begünstigen das Auftreten eines Glaukoms?

Jeder sollte sich Bewusst sein, dass er ein Glaukom entwickeln kann. Dies betrifft sowohl Kinder, wie auch Jugendliche und Erwachsene. Es ist daher für jeden von uns wichtig, regelmässig seine Augen von einem Augenarzt untersuchen zu lassen. Denn je früher ein Glaukom entdeckt und behandelt wird, desto grösser die Chance einen signifikanten Sehverlust, oder sogar eine Erblindung, zu vermeiden. Wann und wie oft man zum Augenarzt gehen sollte, werden wir genauer im Kapitel «augenärztliche Kontrollen» erläutern.

Es ist bekannt, dass gewisse Personen ein erhöhtes Risiko haben, ein Glaukom zu entwickeln. Hier eine Aufzählung einiger Risikofaktoren (werden später genauer erläutert):

  • Erhöhter Augeninnendruck
  • Alter
  • Familiäre Belastung
  • Rassenzugehörigkeit
  • Kurzsichtigkeit (Myopie) und starke Weitsichtigkeit (Hyperopie)
  • Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) und Gefässverschlüsse
  • Langzeitbehandlung mit Kortison oder anderen Medikamenten
  • Ernstere Augenverletzungen oder frühere Augenoperationen
  • Schwere Entzündungen im Auge
  • Durchblutungsfehlregulationen     
 

Erhoehter-Augeninnendruck

Erhöhter Augeninnendruck:

Der erhöhte Augeninnendruck ist der wichtigste Risikofaktor für die Entwicklung eines Glaukoms. Leider kann der Patient einen erhöhten Augeninnendruck nicht selber feststellen, da dies keine Beschwerden verursacht. (Ausser das akute Glaukom: dieser schnell und hoch ansteigender Augeninnendruck, kann Schmerzen verursachen.) Nur der Augenarzt kann einen abnormalen hohen Druck feststellen, und somit früh genug Massnahmen treffen, um eine Schädigung des Sehnervs zu vermeiden. Wie ein erhöhter Augeninnendruck zur Schädigung am Sehnerven führt, ist noch nicht vollends geklärt.

 
Der durchschnittliche Augeninnendruck liegt beim Gesunden zwischen 14–16 Millimeter Quecksilbersäule (mm Hg). Werte bis 21mm Hg gelten als normal. Früher vermutete man, dass Augeninnendruckwerte von über 22 mm Hg gezwungenermassen ein Glaukomrisiko darstellen. Heute weiss man, dass es Patienten gibt, die trotz erhöhtem Augendruck nie ein Glaukom entwickeln. Ebenso gibt es Menschen, die trotz normalem Augeninnendruck an einem Glaukom erkranken (siehe «Normaldruck-Glaukom»). Des weiteren scheint nicht nur der mittlere Wert des Augeninnendruckes sondern auch die Grössen der Tagesschwankungen ein Risikofaktor zu sein.

Alter:

Jeder Mensch kann unabhängig vom Alter an einem Glaukom erkranken. Ältere Leute haben jedoch ein deutlich erhöhtes Risiko. Es ist daher empfehlenswert, ab dem 40 Lebensalter regelmässig eine Kontrolle beim Augenarzt durchzuführen. (siehe «Augenärztliche Kontrolle»).

Familiäre Belastung:

Menschen, deren Verwandte an einem Glaukom leiden (insbesondere Verwandte ersten Grades -Eltern oder Geschwister), sind besonders gefährdet ebenfalls diese Krankheit zu entwickeln. Es ist daher zu empfehlen, bei einer solchen familiären Belastung früh genug einen Augenarzt aufzusuchen.

Rassenzugehörigkeit:

Die ethnische Abstammung hat einen Einfluss auf die Entwicklung eines Glaukoms. Menschen afrikanischer Abstammung haben ein deutlich höheres Risiko, an einem Glaukom zu erkranken. Ebenso entwickeln Japaner häufiger ein «Normaldruck-Glaukom».

Kurzsichtigkeit (Myopie) und starke Weitsichtigkeit (Hyperopie):

Weitsichtige haben ein höheres Risiko, ein akutes Engwinkelglaukom zu entwickeln, während Kurzsichtige ein erhöhtes Risiko für ein Pigmentglaukom aufweisen. Auf die Glaukomformen werden wir in einem anderen Kapitel (siehe «Glaukomformen») eingehen.

Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) und Gefässverschlüsse

Die Zuckerkrankheit kann zu verschiedenen Augenschäden führen. Hier beschränken wir uns auf die Veränderungen, welche ein Glaukom verursachen können: die Neovaskularisation. Dies ist eine krankhafte Gefässneubildung: Da der Zucker die „alten, normalen“ Gefässe dermassen beschädigt, dass diese nicht mehr genügend Sauerstoff an das Gewebe transportieren können, produziert der Körper als Hilferuf neue, feine, gebrechliche Gefässe, die leider mehr Schaden als Nutzen herbeirufen. Falls diese Gefässe auf der Regenbogenhaut entstehen und in den Kammerwinkel einwachsen, kann es zum Verschluss Letzteren kommen und ein «sekundäres Glaukom» verursachen (siehe «Glaukomformen»).

Langzeitbehandlung mit Kortison oder einigen anderen Medikamenten

Eine langandauernde, lokale oder systemische Behandlung mit Kortison kann zu einer Augeninnendrucksteigerung führen. Daher muss der Augendruck bei Personen, die über längere Zeit mit Kortison behandelt werden, regelmässig kontrolliert werden. Gewisse Menschen reagieren unter Kortisonbehandlung mit einer stärkeren Augeninnendruckerhöhung als andere. Diese Reaktionsfreudigkeit scheint ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Glaukoms zu sein.

Ernstere Augenverletzungen oder frühere Augenoperationen

Frühere schwere Augenverletzungen oder Operationen im Augeninneren können durch verschiedene Mechanismen zu einem Glaukom führen. Ein Mechanismus sind Risse im «Trabekelwerk» nach einer Augenprellung, welche durch Vernarbung den Abfluss des Kammerwassers behindern. Eine Verbrennung oder Verätzung kann ebenfalls zu solchen Vernarbungen führen.

Schwere Augenentzündungen

Gewisse Augenentzündungen, wie zum Beispiel eine Regenbogenhautentzündung, können zu einer Behinderung des Abflusses durch das Trabekelwerkes und somit zu einer Augeninnendruckerhöhung führen.

Durchblutungsfehlregulationen

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wird bereits vermutet, dass neben dem Augeninnendruck auch Durchblutungsstörungen an der Entwicklung des Glaukoms beteiligt sind. In der heutigen Zeit sind wir in der Lage Parameter der Augendurchblutung sowohl ausserhalb, wie auch innerhalb des Auges zu messen. Neuere Beobachtungen legen den Verdacht nahe, dass eine Durchblutungsverminderung des Sehnervens dem Glaukomschaden voraus geht. Man nimmt deshalb an, dass Durchblutungsstörungen bei der Krankheitsentwicklung direkt eine Rolle spielen können.

Generell ist die Arteriosklerose die häufigste Ursache für Durchblutungsstörungen. Die Hauptursache für Durchblutungsstörungen beim Glaukom scheint jedoch nicht die Arteriosklerose, sondern vielmehr eine Fehlregulation der Blutgefässe zu sein. Hierbei besteht keine kontinuierliche, sondern nur eine zeitweise Minderdurchblutung, zum Beispiel bei Stresssituationen oder Kälte. Man nimmt an, dass aufgrund zusätzlicher Störungen in den Erholungsmechanismen, solche zeitlich beschränkten Durchblutungsstörungen das Gewebe schädigen können (siehe weiterführende Literatur im «Anhang»).

Gefässverengungen, wie wir sie beim vasospastischen Syndrom kennen, kommen in bestimmten Organen gehäuft vor. Diese Leute klagen zum Beispiel gehäuft über kalte Hände, haben häufiger Hörstörungen (Hörsturz oder Wahrnehmen von Geräuschen die nicht von der Aussenwelt stammen) und stumme (vom Betroffenen nicht bemerkte) Herzmuskelminderdurchblutungen. Diese Fehlregulationen können auch am Auge auftreten können. Für den Arzt ist es deshalb wichtig Hinweise zu erhalten, ob bei Ihnen ein vasospastisches Syndrom vorliegen könnte. Besonders bei Patienten mit einem Normaldruckglaukom, kann das vasospastische Syndrom eine wichtige Ursache sein.

Obwohl viele Menschen an einem vasospastisches Syndrom leiden, (welches – zum Glück relativ selten – auch ernsthafte Erkrankungen auslösen kann) existieren bis anhin noch wenig wissenschaftlich gesicherte Daten über dieses Syndrom. Dementsprechend stehen auch die Therapieansätze noch in den Kinderschuhen.

 

Texte: Dr. med. P.W. Hasler und Prof. Dr. S. Orgül, in Zusammenarbeit mit: Dr. med. H. Vogten und Frau D. Haegeli
Abbildungen aus: «J. Flammer: Glaukom. 2. überarbeitete Auflage 2001. © Verlag Hans Huber Bern»

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